Online-Umfragen einfach und kostenlos selbst erstellen

Bei unseren ver.di-Bloger-Treffen tauchen immer wieder interessante Fragen und Ideen auf. Das letzte Mal haben wir über Online-Umfragen diskutiert. Umfragen machen den LeserInnen Spaß und beteiligen sie. Die Meinungsäußerung per Mausklick ist denkbar einfach – und vielleicht der erste Schritt, um demnächst an einer Aktion des Betriebsrats oder der Gewerkschaft im Betrieb teilzunehmen.

Die kleine Lösung: Google-Umfrage auf Blogger.com

Die Blogger-Software von Google, mit der die meisten ver.di-Blogs betrieben werden, bietet für Umfragen ein kleines Gadget an. Einige von uns haben es schon in die Seitenleiste ihrer Betriebsblogs eingebaut und nutzen es mit Erfolg. Es bietet sich für die Beantwortung sehr einfacher Fragestellungen an, und die Ergebnisse sind für alle Blog-LeserInnen jederzeit einsehbar. Diese Mini-Umfragen eignen sich daher vor allem als „Meinungsverstärker“.

Das kann natürlich auch schiefgehen, z. B. wenn die Vasallen der Geschäftsführung das Umfrageergebnis zu verfälschen suchen. Oder wenn die Belegschaft bei schwierigen Fragen leider ganz anderer Meinung als die Interessenvertretung ist. So soll es schon Betriebsräte gegeben haben, die sich die Finger wundgeklickt haben, damit die Umfrage am Ende doch das richtige „Ergebnis“ auf der Blog-Seite zeigt…

Auf keinen Fall eignet sich das Google-Gadget, wenn es um die Beantwortung von ganzen Fragebögen geht. Die lassen sich damit nämlich gar nicht erstellen, genausowenig wie Felder für offene Antworten. Wir brauchen also ein anderes Tool, wenn wir unseren KollegInnen komplexe Fragestellungen vorlegen wollen bzw. nicht wollen, dass die Umfrageergebnisse auf unserer Seite sichtbar werden.

Meine Empfehlung: Umfrage mit „haekchen.at“

„Kein Problem, das hab‘ ich schnell zusammengegoogelt…“, dachte ich mir und versprach, zum nächsten Blogger-Treffen ein paar passende Lösungen mitzubringen. Pustekuchen: Es gibt zwar etliche Angebote im Netz, aber so richtig passen für unsere Zwecke wollte keines. Am Ende dieses Beitrags stelle ich diverse Umfrage-Tools mit Vor- und Nachteilen vor, aber zunächst konzentriere ich mich auf die meiner Meinung nach beste Lösung: www.haekchen.at.

Die Zielgruppe von haekchen.at sind eigentlich (Projekt-)ManagerInnen, die schnell und unkompliziert Daten erheben oder Projektergebnisse evaluieren wollen. Entwickelt wurde das Tool für die Akademie der Wirtschaft Neusiedl am See, aber es steht im Netz völlig frei zu jedermanns Verfügung, und eignet sich für Umfragen aller Art: hier ein Beispiel.

Die Vorteile von haekchen.at

  • komplett kostenlos
  • anonyme Registrierung (du musst nicht einmal eine E-Mail-Adresse angeben)
  • einfachste Bedienung und eine sehr gute Anleitung
  • keine Begrenzung der Fragebögen, Teilnehmerzahl oder Antwort-Möglichkeiten
  • Ergebnisse Passwort geschützt im Netz abrufbar
  • Ergebnisse exportierbar als Excel-Datei oder CSV-Daten
  • einfaches, unaufdringliches Layout (mit CSS anpassbar)
  • Möglichkeit eigenes Logo einzubauen
  • Umfragen können per Link, E-Mail, QR-Code oder bei Facebook veröffentlicht werden
  • …und – man glaubt es kaum – auch noch werbefrei!
  • Was haekchen.at nicht kann
  • Erstellung wissenschaftlicher Fragebögen
  • Verknüpfung der Fragen mit WENN-DANN-Bedingungen
  • Erstellung von Online-Tests mit Richtig/Falsch-Auswertung
  • Auswertung der Antworten einzelner TeilnehmerInnen (alles läuft völlig anonym)

Welche Tools gibt es sonst noch?

  • Kommerzielle Angebote mit kostenlosen Probe-Accounts:
  • umfrageonline.com – die kostenlose Variante ist beschränkt auf 350 Antworten.(Vorsicht: jede einzelne Antwort zählt mit, d. h. wenn 50 TeilnehmerInnen alle 7 Fragen eines Bogens beantworten, sind das bereits 350 Antworten.)
  • SurveyMonkey.com – gratis gibt’s maximal 10 Fragen und 100 Antworten.
  • onlineumfragen.com – bietet auch im Free-Level vielfältige und professionellle Möglichkeiten, allerdings ist die Umfrage dabei auf 20 TeilnehmerInnen beschränkt.
  • 2ask.de – sieht gut aus, allerdings nur einmalig eine Umfrage mit 10 TeilnehmerInnen umsonst.
  • Umfrage-Tools für WissenschaftlerInnen (und solche, die es werden wollen)
  • soscisurvey.de – an der Uni München für den kostenlosen wissenschaftlichen Gebrauch entwickelt. Lässt Forscherherzen höher schlagen, übersichtliche Anleitung vorhanden. Laien können mit den Ergebnissen, die in verschiedenen Dateiformaten heruntergeladen werden können, allerdings wenig anfangen. Die Kenntnis weiterer (statistischer) Software ist notwendig.
  • limesurvey.org – das Open-Source-Projekt verfolgt einen etwas anderen Ansatz: NutzerInnen laden ein kostenloses Software-Paket herunter und installieren das auf einem eigenen Webserver. Definitiv was für Fachleute, für andere gibt es einen kostenpflichtigen Installations-Service.
  • Make a Questionaire – ich habe einige Empfehlungen im Netz gefunden, bin selbst aber daran gescheitert, einen Fragebogen wie auf der Seite versprochen „einfach zusammenzuklicken“. Es gibt einen Hilfebereich, aber ich hatte keinen Lust, mich da durchzuwühlen…
  • Mini-Umfragen
  • Auf umfrage-kotenlos.de und abstimmen.de gibt es Mini-Umfragen, die im Funktionsumfang dem Google-Gadget gleichen. Das Prinzip ist einfach: Man stellt eine Umfrage online zusammen und erhält dann einen Code-Schnipsel zum Einbauen in die eigene Website. Praktisch, wenn euer Blog nicht bei Blogger.com gehostet ist, sonst aus meiner Sicht unnötig. Werbefinanziert.
  • Die Startseite von voycer.de ist eher skurril, hier finden sich vor allem One-Click-Votings über die KandidatInnen von Casting-Shows. Nach einer kostenlosen Registrierung sind hier aber auch komplexere Fragebögen möglich. Wer mehr als 5 Umfragen starten will, braucht einen kostenpflichtigen Premium-Account.

Umfrage per E-Mail: Pollium

Last but not least hier noch der Hinweis auf pollium.com. Der Service ähnelt ein bisschen der bekannten „Termin-Vereinbarungs-Software“ Doodle: Ohne Registrierung kann man mit wenigen Klicks eine Frage mit verschiedenen Antwortmöglichkeiten erstellen und per Mail an einen Adressatenkreis schicken. Das hat durchaus seinen Reiz. Wer will, kann das Adressbuch von Google-Mail zur Adressierung benutzen. Alle TeilnehmerInnen sehen den aktuellen Stand der Umfrage, nachdem sie selbst geantwortet haben. Was mit den Daten (E-Mail-Adressen) passiert, weiß ich allerdings nicht…

Hast du selbst Erfahrungen mit Umfrage-Tools gesammelt? Dann lass‘ mich und andere KollegInnen daran teilhaben und nutze das Kommentarfeld unten. Danke!

Außerdem habe ich im Forum einen eigenen Thread zum Thema Online-Umfragen eröffnet. Du bist herzlich eingeladen, dort mit anderen ver.di-BloggerInnen zu diskutieren. Viel Spaß!